Hier weht ein anderer Wind

Endlich geht es weiter! Wir essen noch unser Frühstück im Hostel und dann geht es los, raus aus der Stadt und rein in die Weiten Patagoniens entlang der Küste der Magallanstrasse. Wie laut Prognose erwartet, windet es kaum. Die Kilometer fliegen nur so dahin. Zuerst klebt die Fauna meist auf dem Asphalt, zu Dutzenden liegen die Kaninchen flach. Dann plötzlich rührt sich wieder etwas auf der Seite: Nandus!  Wie Staubbüschel auf Stelzen stehen sie da und trotzen dem kalten Wind, der sich langsam bemerkbar macht. Auch Alpakas zeigen sich. Ein schöner Kontrast zu der sonst eher öden Landschaft. Plötzlich beginnt es zu Tropfen und innert kürzester Zeit fällt sogar Hagel. Es klappert am Helm und klingelt an der Klingel, die Strecke wird flacher und der Wind setzt ein. Der Hagel kommt nun von Westen und schlägt an die linke Backe, während die andere die ganze Sonne abbekommt.
Das Fahrrad ist fast immer in Schräglage um gegen die Böen anzukämpfen, doch kaum setzen sie aus, fährt man zur Strassenmitte. Mit über 80km/h fegen sie über die Steppe und zwingen uns von nun an zu Schieben. 5km vor Villa Tehuelches schlagen wir unser Zelt auf, um auf Morgen zu warten. Heute ist nichts mehr zu holen!
 
Um 5 Uhr geht der Wecker los und wir packen zusammen. Wir sind wieder sehr früh unterwegs, doch es läuft nicht wie geplant. Es windet doch sehr und David hat Schmerzen am Knie. In der Hoffnung, dass es besser wird beschliessen wir schon gegen den Mittag nicht mehr weiter zu fahren, um das Bein zu schonen für den nächsten Tag. Wir befinden uns bei einer einer kleinen Polizeistation in Morro Chico. Gegenüber haben wir ein leerstehendes Haus gefunden, das bei weitem nicht die schönste Unterkunft war, seit dem wir hier sind. Trotzdem sind wir sehr froh ein einigermassen dichtes Dach über dem Kopf zu haben an diesem windigen und regnerischen Tag.
Wiedermal früh auf, doch es hilft alles nichts. Heute Morgen sind wir sogar um 6 losgefahren. Doch der Wind wird schon in den Morgenstunden extrem stark und das Knie wird auch immer schlimmer. Nach über 30 km steigt David ab. Treten mit links ist nicht mehr möglich. Was nun? Bis Puerto Natales sind es 75 Km und selbst wenn wir es irgendwie schaffen würden, hätte es wahrscheinlich eine viel längere Erholungspause zur Folge. David beschliesst zu "stöppeln". 
Wir haben extremes Glück, denn nach kurzer zeit hält ein Pickup an, der uns auflädt. Der Chilene muss der Arbeit wegen nach Puerto Natales und wir reden über alles mögliche. Er will auch wissen, wie denn die Schweizer Frauen so sind. Die Antwort werden wir hier nicht veröffentlichen. :D
Auch will er, dass wir ihm ein Kompliment auf Schweizerdeutsch für seine Frau schreiben. Und so gibts die erste Schweizerdeutsch Lektion. 
In der Hafenstadt Puerto Natales gehen wir in ein nahegelegenes Hostel mit Zeltplatz. Oscar, der Besitzer ist enorm freundlich. Wir bekommen hier alles was wir brauchen. Wir warten hier ab bis David wieder wohlauf ist. 2 Tage sind wir erstmal hier, und danach sind wir zuversichtlich, dass es weitergehen kann. Unser nächstes Ziel: Der berühmte Nationalpark Torres del Paine.