Rein in die gute Stube

Glücklicherweise gibt es wenig Verkehr über die Nacht und am Morgen sogar noch weniger. Gestern haben wir noch gescherzt, dass wir einfach hier warten bis im Dezember, denn dann endet ja die Regenzeit. Doch leider haben wir nicht genügend Zeit und Vorräte :-). Also müssen wir beim Regen losfahren und sehen nach etwa einer Stunde sogar ein bisschen Sonne. Die 10 Minuten Sonne waren schön, denn jetzt regnet es wieder und scheint auch nicht aufzuhören. In einer kleinen Hütte essen wir schon Mal unser Mittagessen, da es womöglich der letzte trockene Ort ist, den wir heute finden. Wie fast immer essen wir unsere Pasta mit Jurel, einem Dosenfisch der komischerweise Bastardmakrele auf deutsch heisst. Auch wenn wir keine Lust haben, wir müssen weiter und kämpfen uns durch den Regen. Bei einer Verzweigung endet leider der Asphalt, und wir dürfen auf der klebrigen Schotterpiste den Berg rauffahren. Der Regen wird immer schlimmer, überall wo man hinschaut Bäche, Wasserfälle und noch mehr Wasser. Sowas haben wir noch nie gesehen. Wir sind völlig durchnässt und als wir oben ankommen kommt uns noch ein eisiger Wind entgegen. Nicht gerade angenehm bei knapp über 5 Grad! Unterstände gibt es hier auch keinen einzigen. Wäre doch eine Schande wenn wir jetzt nicht weiterfahren könnten. Leider ist genau das der Fall, denn Roger lässt auf sich warten. Viel Zeit in der kalten Nässe vergeht bis alle informiert sind. Der Arme hat sich einen Platten geholt! Wir beschliessen noch die Abfahrt zu machen bevor wir ihn reparieren um aus dem Wind zu kommen und möglicherweise einen trockenen Fleck zu finden. Wir zittern schon vor Kälte und die Abfahrt in diesem Zustand ist sehr unangenehm. Es ist mittlerweile viel Zeit vergangen und es sind noch 30 km bis auf Puyuhuapi. Leider wird es nicht mehr sehr lange hell sein. Wir wissen nicht was machen ausser wie die verückten weiter zu fahren. Im dicht bewachsenen Wald erkennen wir 2 Hütten. Also schieben wir unsere Räder den Berg rauf und suchen einen Weg durch das Gestrüpp in die Hütten. Bei einer haben wir Glück und schaffen es hinein. Innen gibt es viel Platz und vor allem sind wir endlich im Trockenen. Es liegen Teile der Decke herum und es  hat verrottete Blätter auf dem Boden. Wir waren schon in einigen verlassenen Häusern.  Aber dieses ist bis jetzt das Unangenehmste. Doch wieder raus in den Regen wollen wir keinesfalls. Wir beschliessen unsere Zelte im Haus aufzustellen und um die Kleider zu trocknen spannen wir Schnüre und machen in einem kleinen Raum ein Feuer. Nicht die beste Idee aber so haben wir morgen wenigstens trockene Sachen. Wir müssen ab jetzt geduckt gehen um nicht zuviel Rauch einzuatmen. Aber es funktioniert. Die Kleider werden gewechselt und uns wird langsam wieder warm.

 

Über Nacht ist der Regen geblieben. Doch er lässt Stück für Stück nach bis er dann endlich ganz aufhört. Nichts wie los nach Puyuhuapi! Bald treffen wir sogar wieder auf Asphalt und legen den Weg praktisch ohne Pausen zurück. Ein Touristenbus hält an und die Fahrerin redet mit Roger. Eine Freundin von ihm aus Puyuhuapi, die nach Coyhaique fährt.  Schade, denn wir hätten sie gerne zuhause besucht. Wir dürfen jedoch bei ihrer Mutter vorbeischauen und kurz darauf treffen wir auch schon im kleinen Ort ein und geniessen es trocken zu sein. Danach wird das Haus Entreverdes gesucht das sich auf dem Supermarkt befindet, der sich so nennt. Wir werden von der älteren Frau freundlich hereingebeten und dürfen auf dem Sofa Platz nehmen. Auf dem riesigen Fernseher sehen wir sogar wie Chile einen neuen Präsident bekommt. Als wir gefragt werden, ob wir was kleines Essen wollen, willigen wir ein und werden mit einem riesigen Mittagessen verwöhnt. Man kann es sich etwa so vorstellen wie ein Besuch bei Grossmutter. Danach wollen wir aber auch weiter solange das Wetter noch gut ist. Zwei Hunde aus dem Dorf begleiten uns etwa 10 km auf der Strecke bis ihnen schliesslich die Puste ausgeht, denn wir sind schnell unterwegs. Roger ist in Höchstform und wir können nur knapp mithalten. So überrascht es auch nicht, dass wir schon früh im 45km von Puyuhuapi entfernten Villa La Junta sind. Hier bleiben wir einen Tag, denn wir müssen uns um unsere Fahrräder und um die Ausrüstung kümmern, die einiges an Pflege gebrauchen können.