Stromaufwärts

Wie gewohnt machen wir noch einige Einkäufe bis wir den kleinen Ort verlassen um nach Villa Santa Lucia zu fahren. Da wird unser Abschied von Roger sein, denn er geht nach Puerto Montt und wir über die Argentinische Grenze nach Bariloche. Der sonst eher gelassen fahrende Roger gibt Vollgas und wir machen kaum Pausen. Wieso auch ? Denn es regnet den ganzen Tag und scheint immer schlimmer zu werden. Da wir so schnell unterwegs sind erreichen wir noch vor 3 Uhr Villa Santa Lucia. Hier gab es einen Erdrutsch vor 3 Monaten und das ist immer noch kaum zu übersehen. Links und rechts der Strassen sind die Erdmassen aufgetürmt und man erkennt Autos und andere Sachen darin. Viel scheint es hier nicht mehr zu geben, also kein guter Ort um die Nacht zu verbringen und schon gar nicht ein Ort, um mit Roger auf die gemeinsame Zeit anzustossen. Wir Informieren uns über die Strecken und unser nächster Ort ist 80 km entfernt auf purer Schotterpiste mit Umleitung. Keine gute Idee bei dem extremen Regen. Roger geht Richtung Norden. Da gibt es zwar viele Baustellen, aber Asphalt und mehrere Dörfer auf dem Weg. Wir erfahren auch, wieso er so ungewohnt hastig unterwegs ist, denn er will schon vor Morgen Mittag in Chaiten sein, das noch 80 km entfernt ist. Von da aus geht nämlich ein Boot nach Puerto Montt, das uns aus dem Regen befördern soll. Klingt sehr gut. Also beschliessen wir ihn zu begleiten. Unsere Regenkleider lassen immer mehr durch und wir fahren durch die holprige Erdlandschaft des Erdrutsches. Es liegen ausgerissene Bäume herum und es hat vereinzelt Arbeiter, die beinahe aussichtslos versuchen, die Strasse von der Erdmasse zu befreien. Eine schlimme Vorstellung, dass hier noch Leute vermisst werden. Langsam haben wir das Gefühl, dass es extrem knapp wird nach Chaiten, denn die Steigung nimmt kein Ende und ist extrem steil. Zudem kommen uns noch ganze Bäche von braunem Wasser entgegen. Aber Moment mal! Chaiten liegt doch am Meer, meint David und tatsächlich: Kurz darauf beginnt die Abfahrt, die wir alle 3 als absolutes Highlight bezeichnen würden. Eine Baustelle kommt nach der anderen, und im Stress überholen wir Auto für Auto, denn die dürfen hier nur mit 30 durchfahren. Völlig durchnässt im Regen sehen wir kaum, wo wir durchfahren. Doch Hauptsache in Bewegung bleiben, denn nur so bleibt uns warm. Hier gibt es grössere Gruppen von Strassenarbeitern, die uns immer wieder anfeuern, da wir wohl die einzigen Radfahrer sind, die sich bei diesem Wetter rausgetraut haben. Über 110 km sind schon zurückgelegt bis wir eine Überdachung neben einigen Cabañas sehen. Gottseidank dürfen wir bleiben, denn den trockenen Platz haben wir bitternötig. Endlich trockene Sachen anziehen und bald auch schon ins Bett denn noch sind wir nicht in Chaiten.